Jever - Die neue Verordnung, die am Montag, 10. Mai, in Kraft getreten ist, birgt vor allem eines: Verunsicherung, sowohl bei den Kunden als auch bei den Einzelhändlern. Das Resultat daraus sind meist leere Geschäfte. Beispielsweise bei Bernd Oetken: Er ist im Vorstand des Vereins Jever Aktiv und Inhaber des Küchen-Fachgeschäfts „J. F. Oetken“. Sein Geschäft liegt unter 200 Quadratmetern, Kunden dürfen also weiterhin mit Termin, Maske und Abstand und ohne Negativtest, Genesung oder Impfung hinein.
Verunsicherte Kunden
Viele Kunden kommen trotzdem nicht, denn sie seien „verunsichert, keiner weiß mehr, wo was gilt“, sagt Oetken. „Das war keine Lockerung, sondern eine Verschärfung! Politiker haben von der Praxis keine Ahnung und ihnen ist der Bezug zum Einzelhandel total abhanden gekommen“, meint Oetken. Es fehlten zudem natürlich die Urlauber, insbesondere aus Nordrhein-Westfalen. Er hätte sich von der Regierung generell einen intensiveren Austausch mit Einzelhändeln gewünscht.
Auch bei „Spiele-Welt“ haben sich die Angestellten sich über die neue Verordnung ihre Gedanken gemacht. Heraus gekommen ist ein ausgeklügeltes System, dass es den Kunden ermöglicht, trotz der über 200 Quadratmeter Geschäftsfläche Spiel-, Schreibwaren und Geschenke für Groß und Klein einzukaufen: Im Untergeschoss sind weder Termin noch Testnachweise nötig, wer nach oben möchte, benötigt Bescheinigung über Genesung oder Impfung oder einen tagesaktuellen Negativtest. Bei Bedarf holen die Angestellten die gewünschte Ware herunter. Mehr Flexibilität für den Kunden – jedoch auch mit Mehraufwand für die Angestellten.
Vorgaben unlogisch
Dass die neue Verordnung den Kunden das Leben alles andere als leichter gemacht hat, finden auch die Mitarbeiter des Schuhhauses „Pekol“. Der Laden ist 800 Quadratmeter groß – und fällt somit unter die Negativtest-Regel. „Die neuen Vorgaben sind unlogisch. Vorher konnten wir die Leute durch ,Click und Meet’ auch gut steuern. Jetzt ist hier bei uns gar nichts mehr los“, klagen zwei Mitarbeiterinnen.
Schon viele Leute hätten sie in den vergangenen zwei Tagen abweisen müssen – Negativtest, Genesung oder Impfung könnten nicht nachgewiesen werden. Nicht immer reagieren die Kunden dabei verständnisvoll. „Dabei haben wir uns das noch nicht mal ausgedacht“, so die Schuhhaus-Mitarbeiter.
Stark zu spüren bekommen hat die Verunsicherung vieler Kunden auch Anja Siemers-Kröppel, Mitarbeiterin der Boutique „Für dich“. Zwar liegt das Geschäft bei unter 200 Quadratmetern und dürfte Kunden ohne Test einlassen, doch so richtig gut laufe das dennoch nicht. „Es mag gerade auch nicht jeder einkaufen gehen. Vorher, mit Hygienekonzept, war es besser“, macht Siemers-Kröppel deutlich.