Oslo - In Norwegen hat nach dem Drama um das Kreuzfahrtschiff „Viking Sky“ die Aufarbeitung des spektakulären Falles begonnen. Die Polizei der Provinz Møre og Romsdal leitete nach dem glimpflich ausgegangenen Zwischenfall Untersuchungen ein. Es handele sich um einen routinemäßigen Vorgang, erklärte sie laut norwegischen Medien. Ein Verdacht, dass sich jemand strafbar gemacht habe, bestehe nicht. Die Passagiere traten nach und nach die Rückreise in ihre Heimatländer an: Nach Angaben des Rundfunksenders NRK verließen bislang knapp 300 von ihnen die norwegische Kleinstadt Molde.

Auch die staatliche Havariekommission ging am Montag an Bord des Schiffes, um zu überprüfen, wie es am Samstag zu den schwerwiegenden Motorproblemen kommen konnte. Die Reederei Viking Ocean Cruises äußerte sich dazu am Montag auf Anfrage zunächst nicht. Gebaut wurde das Schiff in den italienischen Werften Fincantieri, Ancona und Marghera – im Januar 2017 wurde es abgeliefert.

Der Motorenhersteller MAN schickte vier spezialisierte Ingenieure nach Norwegen, damit diese bei der Aufklärung des Vorfalls mitwirken können. Bislang wisse MAN nicht, warum mindestens drei der vier Motoren ausgefallen seien, sagte ein Sprecher in Augsburg. Nach den bislang vorliegenden Informationen ist es der Mannschaft mit Bordmitteln gelungen, drei Maschinen wieder zum Laufen zu bringen. MAN hat die Maschinen auf der „Viking Sky“ gebaut.

Während einer zwölftägigen Kreuzfahrt entlang der norwegischen Westküste war die „Viking Sky“ am Samstagnachmittag wegen Antriebsproblemen in einem gefährlichen Küstengebiet in Seenot geraten. An Bord befanden sich zu dem Zeitpunkt 915 Passagiere und 458 Besatzungsmitglieder. Zu den Gästen zählten überwiegend Briten und Amerikaner, aber auch zwei Frauen mit deutschem Pass.

Ein knappes Drittel der 1373 Menschen an Bord wurde bei einem dramatischen Evakuierungseinsatz per Hubschrauber an Land geholt. Die restlichen fast 900 Personen liefen mehr als 24 Stunden nach dem abgegebenen Notruf mit dem Schiff im Hafen von Molde ein, nachdem es die „Viking Sky“ mithilfe von Schleppern und wiedererlangtem eigenen Antrieb in die Stadt südwestlich von Trondheim geschafft hatte.

28 Personen mussten bislang in Krankenhäusern behandelt werden. Für das Vorgehen der Schiffscrew sowie der Rettungsteams, Freiwilligen und anderen Einsatzkräfte gab es viel Lob, unter anderem von den Passagieren selbst. Einer der Fahrgäste schrieb noch während der Evakuierung auf Twitter, die Besatzung mache einen fantastischen Job und sorge dafür, dass alle ruhig und versorgt seien.

Zwischenzeitlich drohte das Schiff während des Sturms in dem berüchtigten Küstengebiet Hustadvika auf Grund zu laufen. Kapitäne der Reederei Hurtigruten hatten sich nach Angaben eines Firmensprechers wegen des Wetters und der Vorhersagen entschlossen, das Gebiet vorübergehend zu meiden. Ein Schiff legte deshalb später als geplant ab, damit es erst am Sonntagmorgen durch die Hustadvika musste, eines blieb ganz im Hafen, wie Kommunikationschef Rune Thomas Ege am Montag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Gäste des zweiten Schiffes seien stattdessen per Flugzeug befördert worden.

Anhaltspunkte, dass die „Viking Sky“ Vorschriften missachtet habe, gibt es bislang nicht. Die Polizei wollte darüber hinaus auch die Motorhavarie eines weiteren Schiffes in dem Küstengebiet untersuchen. Der Frachter „Hagland Captain“ sollte noch im Laufe des Montags in die Gemeinde Averøy geschleppt werden.

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