Hannover/Emden/Leer/Wilhelmshaven - In der Corona-Krise gerät der maritime Sektor in Deutschland unter gewaltigen Druck. Zwar hätten einige Werften noch Aufträge, berichtete Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag vor Landtagsabgeordneten in Hannover. Doch schon jetzt zeichne sich ein großer Preiskampf ab, vor allem wegen der hohen staatlichen Subventionen in Fernost.

Besonders betroffen sei die Kreuzfahrtbranche, die täglich einen Verlust von 160 Millionen US-Dollar einfahre. Die Meyer Werft in Papenburg sei für Niedersachsen „von höchster Relevanz“, wie Althusmann betonte. Das Land prüfe „alle denkbaren Instrumente“, um den Standort zu sichern. Denkbar sei auch die Förderung neuer Antriebssysteme.

SCHIFFSBAU IN DER CORONA-KRISE Althusmann: Meyer Werft in Papenburg soll bleiben

Friedemann Kohler
Hannover

Beim runden Tisch am 8. Mai in Hannover sei vereinbart worden, dass Meyer ein Personalkonzept aufstelle. Der Finanzbedarf lasse sich derzeit nicht abschätzen. Das Land werde das benötigte Volumen aber nicht abdecken können und hoffe auf den Bund.

Die Logistik in den niedersächsischen Häfen funktioniere zwar einwandfrei. Doch die Wertschöpfungskette sei unterbrochen. So ging der Automobilumschlag im Emder Hafen um 95 Prozent zurück; bei Konsumgütern waren es 25 Prozent. Auch der Kohleumschlag in Wilhelmshaven kam zum Erliegen; Kraftwerke wurden abgeschaltet. Unproblematisch sei dagegen die Belieferung der Offshore-Windkraftanlagen. die Ausflugsschifffahrt wiederum wurde bekanntermaßen komplett eingestellt.

KREUZFAHRTSCHIFFBAUER GEHT IN KURZARBEIT Runder Tisch zur Zukunft der Meyer Werft

Stefan Idel Friedemann Kohler
Hannover

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz aus Leer sagte, der Minister habe „keine klare Strategie“, um die Meyer Werft zu retten. „Es bleibt bei Hinweisen auf die in Arbeit befindlichen Schutzschirme des Bundes für Liquiditätsengpässe in der Schifffahrtsbranche.“

Der SPD-Hafenexperte Matthias Arends (Emden) sagte: „Wenn die Maritim-Industrie in unserem Bundesland an die Kaimauer fährt, haben wir ein niedersächsisches Detroit.“

KOMMENTAR ZU MEYER UND ANDEREN WERFTEN Schiffbauer nicht untergehen lassen!

Rüdiger Zu Klampen
Oldenburg

Es sei für längere Zeit mit einer äußerst geringen Nachfrage nach Schiffen aller Art zu rechnen, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM/Hamburg) am Dienstag in Hamburg mit. Speziell zum Kreuzfahrtmarkt sagte Hauptgeschäftsführer Reinhard-Lüken: „Es ist (...) zu erwarten, dass neue Bestellungen in diesem Segment für einige Jahre vollständig ausbleiben“, sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Vielen Betrieben werde daher die Arbeit ausgehen.

Mit den Zulieferern in der komplexen Wertschöpfungskette stehe der deutsche Schiffbau für rund 200 000 Arbeitsplätze, sagte Lüken.

Stefan Idel
Stefan Idel Landespolitischer Korrespondent