Oldenburg - Kanzleramtschef Helge Braun hatte die Messlatte zum Start der Corona-Warn-App sehr hoch gelegt: „Das ist nicht die erste Corona-App weltweit, die vorgestellt wird. Aber ich bin ziemlich überzeugt, es ist die beste.“ 100 Tage später muss man konstatieren: Ganz so fulminant eingeschlagen hat sie nicht. Als Flop sollte man sie aber auch nicht einordnen.

Zum Start waren es vor allem technische Unzulänglichkeiten, die das Projekt in Misskredit brachten. So funktionierte die Risikobewertung nicht immer zuverlässig, zudem hatte die App auf dem iPhone teilweise Aussetzer. Auch auf älteren Geräten läuft die Anwendung nicht. Das alles waren und sind Punkte, die nicht unbedingt das Vertrauen in die neue technische Errungenschaft gestärkt haben. Diejenigen, die der App ohnehin kritisch gegenüberstanden, sahen sich dadurch natürlich in ihrer Sichtweise gestärkt.

Doch trotz aller Mängel bleibt die Corona-Warn-App ein kleiner Baustein im Kampf gegen das Virus. Wird sie ordnungsgemäß bedient – das heißt, jeder, der positiv getestet wurde, stellt das in der App ein –, kann sie andere Menschen vor der Ansteckungsgefahr warnen. Wenn nur ein Leben durch die App gerettet würde, hätte sie sich bereits gelohnt. Zumal die Entwicklungskosten in Höhe von 20 Millionen Euro zwar nicht gering waren, in Relation zu anderen Anschaffungen dennoch gerechtfertigt sind. Die App kann uns in der nun drohenden zweiten Corona-Welle noch gute Dienste erweisen – wichtig ist, dass viele mitmachen.

BILANZ NACH 100 TAGEN Was die Corona-Warn-App bisher leistet

Christoph Dernbach
Berlin
Hermann Gröblinghoff
Hermann Gröblinghoff Politikredaktion (Newsdeskmanager)