Neuruppin/Göttingen - Nur ein kurzes Knacken kündigt die Gefahr an, dann stürzt plötzlich mit großer Wucht ein Ast auf den Boden: Vor allem an heißen Tagen kommt es bei augenscheinlich gesunden Bäumen immer wieder zu so genannten Grünastbrüchen, die niemand vorhersehen kann. Ohne Sturm oder starken Regen, einfach so, brechen plötzlich starke Äste ab.

Für die Ursachen von Astbrüchen gebe es verschiedene Erklärungen, sagt Ulrich Weihs, Professor für Baumsachverständigenwesen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen. Die Hauptthese sei, dass durch die Erwärmung der Ast-oberfläche die Elastizität der äußeren Holzfasern nachlasse und der Ast versage.

Betroffen seien vor allem waagerecht stehende Äste, so Weihs. Durch die waagerechte Stellung sei die Hebelwirkung besonders groß. Am ehesten treten Astbrüche laut Weihs bei Weichholzarten wie etwa Pappeln auf. Die Rohdichte ihres Holzes sei geringer als die von Hartholzarten und somit auch weniger belastbar.

„Astbrüche gibt es immer wieder, aber nicht in so gravierenden Größenordnungen“, sagt Jan Engel, Sprecher des Landeskompetenzzentrums Forst in Eberswalde.

Laut Weihs gilt nicht nur Hitze als Ursache. Mitunter bräuchten Bäume einige Äste nicht mehr: Vor allem solche aus dem unteren Kronenbereich, die von höheren Ästen beschattet würden und keinen bedeutenden Beitrag zur Photosynthese mehr leisten könnten. „Diese Äste kosten mehr Energie, als sie selbst erzeugen. Deshalb trennen sich die Bäume von ihnen“, so Weihs. Aus Expertensicht können Bäume den Verlust von einzelnen Ästen gut verkraften.