Delmenhorst - „Ich bin erstaunt, wie viele Leute sich hier zusammen gefunden haben. Ich finde das toll“, freute sich Rolf Nordbruch am Sonntag über die vielen Naturfreunde, die sich zu seiner Führung auf dem ev. Friedhof an der Wildeshauser Straße in Delmenhorst eingefunden hatten. Bis zu 30 Menschen waren gekommen, um von ihm zu hören, wie wichtig der Friedhof als Lebensraum für alle Arten von Tieren ist.

„Ich bin ein großer Freund des Federviehs“, erklärte Nordbruch zu Beginn. Daher freue es ihn, dass auf dem Friedhof 48 Nistkästen des Nabus hingen, im Stadtgebiet seien es rund 500. „Wir haben 2016 41 besetzte Kästen gezählt – der Bedarf ist also da.“ Alleine 37 Meisen hätten darin ein Zuhause gefunden – das sei sehr wichtig für Mensch und Natur. „Ein Meisenpaar frisst pro Jahr einen halben Zentner Schädlinge“, erklärte der Gärtner und Nabu-Fachmann seinen Zuhörern.

Der Eichenwald und die angrenzende Kapelle seien Höhepunkte für die Tierwelt. Dort gebe es etwa natürliche Baumhöhlen für Stare. „Das sind kleine Dinge, die eine große Wirkung zeigen und unheimlich wertvoll sind.“

Pastorin Gitta Hoffhenke von der ev.-luth. Kirchengemeinde Heilig-Geist in Delmenhorst sprach vom Friedhof als ein „Stück Delmenhorster Geschichte“, das auch für die Tierwelt von großer Bedeutung sei. Dabei sei die Art der Gräber im Wandel. Wichtig sei den Menschen aber nach wie vor ein Ort, an dem sie den Toten gedenken und auch Blumen hinlegen könnten. „Heute werden auch wieder vermehrt heimische Gehölze gepflanzt“, sagte Nordbruch und betonte den großen Wert derer für die Tierwelt.

„Es gibt hier mittlerweile Feldhasen, was besonders wichtig ist. Wo es ihn gibt, ist alles in Ordnung“, fand der 61-jährige Delmenhorster. Auf dem Friedhof gebe es viele Kräuter und Gräser, aber keinen Unkrautvernichter und nur wenige Hunde, die ihn vergrämen könnten. Auch Waschbären gebe es dort. „Der muss nicht sein, gehört aber mittlerweile dazu.“

Zu den besonderen Bewohnern zählten Dompfaffen und eine kleine Population Grünfinken, die heute immer seltener seien. Im Mai sei es auch möglich vor Ort den Kuckuck zu hören. Für alle, die sich auch für die Unterstützung der Vogelwelt zuhause interessierten, hatte der Fachmann Nistkästen im Gepäck.