Oldenburg - Was, wenn der Idealkörper eine Kuh wäre? Warum muss ein Seifenhersteller davor warnen, die Seife zu essen? Welchen Sinn hat es, ohne Anlass feiern zu gehen? Er hinterfragt, was der Gesellschaft normal erscheint und entdeckt gerade in der Normalität die Seltsamkeit.

Mit Jan Philipp Zymny starteten am Freitagabend die 22. Oldenburger Kabarett-Tage. „Alternative für Dummies“ lautet das diesjährige Motto. 135 Besucher und Fans wollten ihn auf gar keinen Fall verpassen. Der 23-Jährige Künstler sorgte für ein ausverkauftes Haus im Unikum, dem Studententheater der Carl von Ossietzky Universität.

Er vereint Dichtkunst mit Kabarett und Stand-Up Comedy. Jan Philipp Zymny ist ein Multitalent. Der Wuppertaler gewann 2013 und 2015 den Dichterwettbewerb um die deutschen Poetry Slam Meisterschaften. Nach seiner ersten erfolgreichen Show „Bärenkatapult“ ist er seit 2016 mit „Kinder der Weirdness“ unterwegs, einer gesellschaftskritischen Satire.

Mit dem Modell der fünf Sterbephasen nach Kübler-Ross setzt er sich intensiv mit der eigenen Seltsamkeit auseinander, will sie aus ihrem abgeschiedenen Dasein befreien. „Seltsamkeit ist eigentlich sehr wichtig“, sagt er und kritisiert: „Wir unterdrücken sie jeden Tag, um zu funktionieren.“ Seltsamkeiten aufdecken, das macht er auf so ehrliche und selbstironische Weise, dass sich der eine oder andere Zuhörer in seinen Erzählungen wiederfinden und dies mit einer überlauten Lachattacke bezeugen konnte.

Dinge, die ihn an der Realität stören, gibt es viele. Eine Auflistung legt das ganze Ausmaß seiner gewaltigen Fantasie offen: Flächen sind ihm zu flach, das Alphabet ist nicht alphabetisch geordnet und es gibt doch viel zu wenig Tiere. Warum existiert nicht alles, was existieren kann? Zum Beispiel ein 500 Zentner schwerer Schweinekomet.

Gegen innere Antriebslosigkeit hat Zymny auch genau das Richtige: Zu Hause bleiben – ein Konzept, das er persönlich sehr zu schätzen weiß. Im Tonfall eines Werbesprechers liest er vor: „Ziehen Sie die Rollos runter, und sagen Sie Nein zur Sonne. Sie entscheiden, welche Tageszeit ist.“ Damit heißt er sein Publikum in der Depression willkommen. Trägheit und Traurigkeit lässt er damit aber garantiert nicht zurück.

Die Fangemeinde freute sich riesig, den Kabarettisten in ihrer Stadt live erleben zu können. Sie kennen ihn von Videos aus dem Internet und aus Comedy-Shows. Nach der Veranstaltung signiert Zymny Bücher und lässt Erinnerungsfotos schießen.

Wer Lust auf Lachen hat: Die Kabarett-Tage laufen bis zum 16. Februar. Sieben weitere Künstler holen die Veranstalter des Unikums und der Kulturetage in dieser Zeit auf ihre Bühnen. Die nächste Gelegenheit bietet HG Butzko mit seinem Programm „Menschliche Intelligenz“, am Donnerstag, 19. Januar, ab 20 Uhr in der Kulturetage. Karten gibt es ab 23,50 Euro, sie sind an verschiedenen Vorverkaufsstellen erhältlich.