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Theater-Premiere In Wilhelmshaven „Farm der Tiere“ neu in Szene gesetzt

Bettina Martin

Wilhelmshaven - Es könnte so einfach sein. Die egoistischen Herrscher werden vertrieben, und das Volk kann in Glück und Zufriedenheit leben. Die Bewohner der „Farm der Tiere“ müssen jedoch ganz andere Erfahrungen machen. Die Landesbühne Niedersachsen Nord zeigt mit der Inszenierung dieser Fabel von George Orwell (1903–1950) aus dem Jahr 1945 ein spannendes und zugleich frustrierendes Gedankenspiel. Am Sonnabend feierte die Produktion von Regisseurin Karin Drechsel Premiere im Stadttheater.

Alles beginnt mit einer Kampfrede des alten Ebers Major, der seine Kameraden vor seinem Tod zur Rebellion aufruft – gegen die Menschen, die die Tiere ausbeuten und misshandeln. Die Schweine, die als die intelligentesten Tiere auf der Farm gelten, überzeugen die anderen Tiere nach und nach vom Aufstand. Tatsächlich gelingt es ihnen, den Bauer von der Farm zu jagen und selbst das Kommando zu übernehmen.

Aber nach anfänglicher Gleichberechtigung übernehmen die Schweine immer mehr die Macht und beginnen, die anderen Tiere zu unterdrücken. Skepsis und Einwände werden schön geredet, Gebote verdreht, wie es den Schweinen passt. Tiere werden gefoltert, um Geständnisse zu erzwingen, und getötet. Letztendlich scheint alles schlimmer als vor der Revolution zu sein – und der Unterschied zwischen Mensch und Schwein ist kaum mehr erkennbar.

Das Ensemble der Landesbühne setzt diesen Stoff hervorragend um. Allen voran zeigt Caroline Wybranietz eine großartige Version des Napoleons, der die Herrschaft auf der Farm übernimmt. Anfangs agiert die Schauspielerin noch zurückhaltend und schüchtern, verleiht ihrem Charakter aber einen immer stärker um sich greifenden Machthunger, der fast an Wahnsinn grenzt.

Stark auch Jördis Wölk, die kurzfristig die Rolle des erkrankten Metin Turan mit übernimmt und eine großartige Wandelbarkeit zeigt als betrunkener Bauer Mr. Jones einerseits und als grazile Stute Molly andererseits.

Tierische Leistung

Timon Ballenberger mimt Squeazer, Napoleons rechte Hand und eine Art Propagandaminister, der für dessen Taten immer eine Erklärung parat hat. Es sei ja schließlich für die Gemeinschaft, sonst käme Mr. Jones zurück, heißt es zum Beispiel. Ballenberger gelingt es, in seiner Rolle auf arrogante Art und Weise ein Angstregime zu erzeugen.

Julius Ohlemann ist die passende Besetzung für den Ackergaul Boxer. Dieser zeigt sich stets ein wenig schlicht, hat aber das Herz am rechten Fleck und steuert seinen Teil bei: harte Arbeit. Anna Gesews­ky (Eber Major, Mr. Pilkington) und Simon Ahlborn (Eber Snowball, Mr. Whymper) überzeugen in ihren Doppelrollen, Johanna Kröner (Esel Benjamin) untermalt mit ihrem Akkordeon-Spiel passend die Szenen. Eine starke Leistung zeigten auch die Mitglieder des Jugendclubs (Eske Eilts, Mariana Stein, Laura Rosenboom, Karol Gorecki, Mateusz Pudlik, Raphael Rosenboom, Justina Feldmann und Dahlia Hedemann).

Alle Tiere sollen gleich sein – das zeigt sich bei den Kostümen von Christine Grimm. Uniformartig tragen die Schauspieler weiße Overalls, die an unförmige Maleranzüge erinnern. Das ist Geschmackssache. Besser gelungen hingegen ist das Bühnenbild. Im stilisierten Farmhaus erkennt der Zuschauer dank Schattenspiel, was hinter verschlossenen Türen vorgeht.

Damit hat Regisseurin Karin Drechsel wunderbar mit den Mitteln des Theaters gearbeitet. Allerdings wirkt der erste Teil ein wenig langatmig und auserzählt. Erst nach der Pause nimmt die Inszenierung Fahrt auf.

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