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Schweiz/Italien Grenzenlos Skifahren am Matterhorn

Bernhard Krieger

Breuil-Cervinia/Zermatt - Zermatt ist ein Nobelskiort mit einem weltberühmten Berg – und einem recht bodenständigen Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze. Eine Abfahrt nach Cervinia lohnt sich nicht nur für den Geldbeutel.

Das Matterhorn hat das einst arme Bergdorf Zermatt weltberühmt gemacht – und reich. Im Sommer wie im Winter strömen Menschen aus der ganzen Welt an den Fuß dieses spektakulären Gipfels, der pyramidengleich 4478 Meter in den Himmel ragt. Manche nennen ihn „steinerne Miss Schweiz“. Er gehört zu den meistfotografierten Bergen der Welt.

Was vielen nicht bewusst ist: Das autofreie Zermatt teilt sich nicht nur den Blick auf den ikonischen Gipfel, sondern auch das Skigebiet mit der bodenständigen Gemeinde Breuil-Cervinia im Aostatal.

Berg mit vielen Namen

Darin liegt eine spannende Mischung, denn nicht nur die Orte sind sehr gegensätzlich. Auch kulturelle Unterschiede offenbaren sich. Und natürlich sind die Preise für Essen und Trinken andere, sobald man die Grenze zwischen Schweiz und Italien auf Skiern überquert.

Die Italiener haben einen eigenen Namen fürs Matterhorn. Bei ihnen heißt der Gipfel „Cervino“. Und die Menschen in Breuil-Cervinia haben für den ikonischen Berg noch mal eine besondere Bezeichnung. In ihrem Dialekt nennen sie ihn „Gran Becca“ (Großer Gipfel).

Der Dialekt ist eine Mischung aus Französisch und Italienisch, den beiden offiziellen Sprachen der autonomen Region Aostatal. Die Zweisprachigkeit zeigt sich auch im Doppelnamen des Ortes mit dem französischen Breuil und dem italienischen Cervinia, wobei die meisten Einheimischen nur von Cervinia sprechen.

Rausgeputzt oder steril

Verglichen mit Zermatt wirkt Cervinia sehr bodenständig. „Es ist nicht so rausgeputzt wie Zermatt“ würden viele Eidgenossen sagen. „Nicht so steril“, würden manche Italiener entgegnen. Die Chiesa di Maria Regina Vallis Augustanae – eine Kirche in der Ortsmitte – gibt zwar ein schönes Fotomotiv mit dem Cervino im Hintergrund ab. Seine Schokoladenseite aber zeigt der berühmte Gipfel den Schweizern.

Vom rund 1600 Meter hoch gelegenen Zermatt aus betrachtet wirkt das Matterhorn spektakulärer. Und auch die St.-Mauritius-Kirche neben dem Grand Hotel Zermatterhof und dem Matterhorn-Museum macht zweifellos mehr her als die bescheidene Marien-Kirche der Italiener.

Beim Ortsbild punkten die Schweizer mit Holzchalets und mehr als 100 Jahre alten Hotels. In Cervinia dagegen wurden vor allem während der 1970er Jahre einige Bausünden in die Hänge betoniert.

Kulinarische Trumpfkarte

Wobei: Neben den unübersehbaren Bettenburgen wartet das gut 2000 Meter hoch liegende Breuil-Cervinia auch mit einer ganzen Reihe von charmanten Hotels bis hinauf in die Fünf-Sterne-Liga auf.

Die größten Trümpfe der Italiener im freundschaftlichen Wettstreit mit ihren Schweizer Nachbarn sind die Cucina italiana und natürlich die viel niedrigeren Preise. Für einen Espresso zahlt man einen Euro, statt ein paar Franken wie auf der Schweizer Seite. Eine Pasta kostet rund die Hälfte, ist dafür aber oft doppelt so gut.

Zur Mittagszeit setzt deshalb ein reger Grenzpendlerverkehr über den Gletscher ein, auf dem man außer in extrem heißen Sommern wie 2022 das ganze Jahr über Ski fahren kann.

Bei Bontadini, im Rocce Nere und in anderen Hütten sind nur selten Plätze zu ergattern, wenn Antipasti, Pasta oder dampfende Polenta mit Schmorfleisch aufgetischt werden. Wird dann mit Rotwein angestoßen, steigen Geräuschpegel und Stimmung: Benvenuti in Italia!

Chalet mit Traumblick

Auf der Schweizer Seite geht es ruhiger zu. Auch dort kann man hervorragend essen, wenn man weiß, wo – und wenn man die nötigen Fränkli in der Tasche hat. Zum See und die neue Stafelalp sind sehr gute Adressen auf dem Berg, genau so wie der Findlerhof, das Paradise und der Klassiker Chez Vrony – ein gemütliches Chalet mit Traumblick aufs Matterhorn. Hier speist die feine Zermatter Skigesellschaft.

So edle Berghütten haben die Italiener nicht. Und auch nicht so vielfältige Pisten. Während auf der italienischen Südseite weite, sonnige Genussabfahrten dominieren, ist das Schweizer Skigebiet mit vier Bereichen größer, abwechslungsreicher und anspruchsvoller.

Höchstgelegene Station

Während einige Lifte und Stationen in Cervinia in die Jahre gekommen sind, warten die Schweizer mit modernsten Anlagen auf. Glanzstück ist die neue Matterhorn Glacier Ride, eine Gondelbahn hinauf auf die mit 3883 Metern höchstgelegene Bergstation Europas. Von dort sieht man 38 Viertausender und 14 Gletscher.

Im kommenden Jahr soll dann auch die letzte italiensche Gondelsektion hinauf zur Schweizer Gipfelstation fertig sein. Daniele Herin, der Direktor der Cervinia Bergbahnen wartet sehnsüchtig darauf: „Dann kann man nicht nur im Winter auf Ski hin und herpendeln, sondern rund ums Jahr auch zu Fuß.“

Anreise: Das autofreie Zermatt erreicht man per Bahn ab Täsch, wo große Parkhäuser zur Verfügung stehen. Breuil-Cervinia liegt rund zwei Autostunden von Mailand entfernt.

Wintersport: Zermatt/Cervinia ist das höchstgelegene Skigebiet Europas. 360 Pistenkilometer werden erschlossen. Die normale Wintersaison startet am 1. November und endet am 1. Mai.

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