Wangerland - Geschlossen, Urlaub, Betriebsferien, Ruhetag – Hinweisschilder an den Türen von Restaurants und Geschäften, wie man sie in den Urlaubsorten des Wangerlands dieser Tage häufiger zu Gesicht bekommt. Kein Wunder, denn immerhin befindet sich die Küste mitten in der Nebensaison – dem für Gastronomen und Geschäftsleuten doch eher unattraktiven Zeitraum.
Aber eigentlich soll genau diese Nebensaison belebt werden. So zumindest der langfristige Plan der Wangerland Touristik GmbH (WTG).
Zusammenarbeiten
Steve Christenfeldt, Gastronom des Hotels und Restaurants „Packhaus“ sowie der Kneipe „Ahoi“ in Hooksiel, hat da ganz klare Vorstellungen. „Aktuell kämpft jeder, mit ein paar Ausnahmen, nur für sich.“ Christenfeldt schweben von Gastronomen gemeinsam organisierte Veranstaltungen vor. „Kulinarische Spaziergänge, Kochschulen, Rum-, Whiskey -, oder Gin-Verkostungen zum Beispiel.“ Die Region hätte mit Eisstockschießen in Hooksiel, Geocashing, Sauna im Wilhelmshavener Nautimo und zahlreichen anderen Angeboten viel zu bieten. „Aber das muss in die Welt getragen werden. Wir brauchen nicht unzählige Flyer, wenn sie nicht verteilt werden.“
Fokussieren
Ein Punkt, den auch Vermieter Matthias Suckert so sieht. Mit seiner Agentur am Meer verwaltet er 114 Ferienwohnungen im Wangerland, den größten Teil in Hooksiel. „Die Ideen der Wangerland Touristik sind gut und richtig, erreichen aber nicht immer auch den Gast“, so sein Eindruck.
Auch der Leistungsträgerstammtisch sei im Grunde eine gute Idee. „Man sollte sich hier aber besser auf einige wenige große Leistungsträger konzentrieren.“ Gerade Restaurantbesitzer müssten mehr ins Boot geholt werden. Diese könnten sich beispielsweise – was Ruhetage und Öffnungszeiten angeht – viel besser abstimmen.
Für den 56-Jährigen fängt die Belebung der Nebensaison aber auch schon mit ganz einfachen Dingen an, wie dem Erscheinungsbild eines Ortes. „Wenn wir in Hooksiel nicht die Arbeitsgruppe aus Rentnern hätten, die den Ort pflegen, möchte ich nicht wissen, wie es hier aussehen würde.“ Generell würde seiner Meinung nach zu viel geredet, aber zu wenig getan. „Wir reden ja nicht erst seit gestern über die Belebung der Nebensaison.“ Den Alten Hafen in Hooksiel attraktiver zu machen, sei dafür beispielhaft. „Da passiert einfach nichts.“
Engagieren
Dem kann Hotelier Mario Krar vom Restaurant und Hotel „Leuchtfeuer“ in Horumersiel nur zustimmen. „Es gibt zu wenige, die dann auch wirklich was anpacken“, sagt er. Ideen wie Winterwanderungen, Teeseminar, Glühweinstände oder Feuerzangenbowle mit Kinoabend gab es schon früher. Es gebe einfach zu wenige Gastronomen, die mitziehen würden. „Aber ohne Investitionen und Engagement geht es eben nicht“, ist Krar überzeugt.
Früher, so der Hotelier, gab es sogar mal eine Liste aller Restaurants für Abstimmungen über Öffnungszeiten. Leider sei das aber eingeschlafen. „Und wer macht es jetzt? Hier sieht sich keiner in der Verantwortung.“ Seiner Meinung nach wäre das eine übergeordnete Aufgabe der WTG. Und es brauche wetterunabhängige Angebot, wie die Bäder in Horumersiel und Hooksiel. Beide zu schließen, bei allem Verständnis fürs Energiesparen, hält Krar für falsch. „Mit uns hat niemand gesprochen. Ich darf jetzt Reklamationen von Gästen bearbeiten, da wir zum Teil bestimmte Arrangements mit den Bädern haben.“
Profitieren
Für Nicole Schwarting, die in Hooksiel und Schillig jeweils einen Souvenirshop betreibt, wäre für die Belebung der Nebensaison die Fokussierung auf Wellnessangebote sinnvoll. „Das, gepaart mit Touren zu Cafés oder Restaurants, könnte Gäste anlocken.“ Oder Informationen für Wohnmobilisten, wo sie denn auch im Winter stehen könnten, seien wichtig. So würden alle davon profitieren und für sie als Unternehmerin wäre das dann auch Anlass, ihre Läden zu öffnen. Denn an denen hängt, wie an so vielen Restaurants, ebenfalls das Schild: Winterpause!