Oldenburg - Die Frage musste ja kommen. Wann sie denn ihren Vertrag beim VfL Oldenburg verlängern würde, wurde Angie Geschke nach dem verlorenen Heimspiel der Bundesliga-Handballerinnen des VfL Oldenburg gegen die SG Bietigheim gefragt. Für die ungeahnte Brisanz dieser Fragestellung sorgte die Antwort der 31-jährigen Nationalspielerin: „Dass ich beim VfL meinen Vertrag verlängere, steht keineswegs fest. So klar ist das nicht, wie das immer kommuniziert wird“, konfrontierte Oldenburgs erfolgreichste Bundesliga-Torschützin ihren Gegenüber mit einer völlig neuen Sachlage.

Hatte es doch von Seiten des Clubs stets geheißen, die Vertragsverlängerung mit Angie Geschke sei so gut wie perfekt. Die Rede war von den berühmten Kleinigkeiten, die laut VfL-Bundesliga-Manager Peter Görgen aber kein Hindernis mehr darstellen würden. Dieser Sichtweise widersprach die 83-malige Nationalspielerin nun entschieden.

Geschke ging sogar noch einen Schritt weiter und verriet offenherzig: „So wie das im Moment läuft, macht mir Handball keinen Spaß mehr.“ Lange 22 Minuten brauchte sie am Sonntag gegen Bietigheim, bis sie endlich ins gegnerische Tor getroffen hatte. „Das war eine Katastrophe. Ich bin immer noch total unzufrieden mit meiner Leistung“, betonte sie auch zwei Tage nach der 22:30-Klatsche gegen den Bundesliga-Spitzenreiter: „Es ist ja nicht so, dass ich grundsätzlich etwas gegen den VfL habe, aber so kann es nicht weitergehen.“

Das Team, die Spielweise, die zähe Neuausrichtung des Vereins: Aktuell scheint Geschke ihre sportliche Zukunft nicht zwingend beim Bundesliga-Urgestein zu sehen. Auch soll sie ein, zwei Anfragen anderer Clubs vorliegen haben. Zudem erfordert die Ausbildung bei der Polizei viel Zeit und Energie. Ihr fehle die Entlastung, sagt sie. Der Kader des VfL sei für die kommende Saison – speziell im Rückraum – viel zu dünn besetzt.

Geschke fordert deswegen die Verpflichtung von mindestens einer zusätzlichen Rückraumspielerin mit Bundesliga-Format. „Ich kann nicht immer 60 Minuten lang durchspielen. Lieber wären mit 40 Minuten, die dann aber effektiver und mit weniger Fehlern behaftet sind“, überlegt sie.

Aktuell verfügen beim VfL in Isabelle Jongenelen und Julia Wenzl nur zwei Rückraumspielerinnen über einen Vertrag für die kommende Spielzeit. Beide fielen in dieser Saison verletzungsbedingt als Leistungsträgerinnen aus.

Geschke spielt – mit einer kurzen Unterbrechung in der Saison 2012/13 – seit 2008 für den VfL Oldenburg. In dieser Zeit gewann sie zweimal den DHB-Pokal (2009 und 2012) sowie 2009 den Supercup. Ihre Bundesliga-Karriere begann sie 2000 beim Frankfurter HC, mit dem sie Meister und Pokalsieger wurde. Hinzu kommen die Auslandsstationen Randers HK (Dänemark) und Vipers Kristiansand (Norwegen).

Bundestrainer Michael Biegler schätzt ihre Vielseitigkeit. Im Nationalteam kann sie sowohl auf allen Rückraumpositionen sowie auf Linksaußen eingesetzt werden. Kurz: Geschke hat sich seit mehr als zehn Jahren auf einem hohen internationalen Niveau etabliert.

Im Mai feiert sie ihren 32. Geburtstag. Ganz ans Aufhören denkt sie nicht. „Dazu spiele ich einfach noch viel zu gern Handball“, sagt die zweimalige Bundesliga-Torschützenkönigin. Und außerdem: Im Dezember findet die WM der Frauen in Deutschland statt, „und da will ich super gern dabei sein.“

Welchen Club Angie Geschke dann repräsentieren wird, steht zumindest Stand heute in den Sternen.