Bamberg/Ulm/Oldenburg - Die Ulmer Gala in der Bamberger Basketball-Festung war erst ein paar Minuten her, da begann bereits der Kampf der Worte um die Bedeutung des beeindruckenden 84:79-Sieges der Gäste im Bundesliga-Spitzenspiel. „Ulm hat heute eine Schlacht gewonnen, sie waren einfach besser,“ sagte Bambergs Trainer Andrea Trinchieri und fügte ungefragt hinzu: „Jetzt sind sie natürlich der Favorit auf den Gewinn des Meistertitels.“

Doch davon wollten sie im Lager des Vizemeisters bei aller Freude über den Triumph nichts wissen. „Bamberg hatte drei Spiele in sechs Tagen, wir haben acht Tage in Ulm in der Sonne gelegen“, sagte Ulms Point Guard Per Günther mit Blick auf die Belastungen der Bamberger in der Bundesliga und in der Euroleague. In der Tat wirkten die Franken etwas müde und konnten der unglaublichen Ulmer Intensität in den Schlussminuten nichts entgegensetzen.

Der Tabellenführer um Trainer Thorsten Leibenath feierte im 27. Saisonspiel den 27. Sieg und baute seinen Rekord damit aus. Mitgerechnet ist dabei noch die Partie gegen das inzwischen insolvente Team von Phoenix Hagen, das als punktloser Tabellenletzter geführt wird und als erster Absteiger feststeht.

Leibenath ballte nach der Schlusssirene ein paar Mal die Faust, zu einer Kampfansage an die Franken ließ sich der Coach aber nicht hinreißen. Vielmehr bezeichnete er die Bamberger auch nach dem zweiten Ulmer Sieg in dieser Saison gegen den Titelverteidiger als „beste Mannschaft in Deutschland“.

Trotz des Sieges und der beeindruckenden Serie ist in der Tat nicht davon auszugehen, dass der Ulmer Erfolg in Bamberg die Wachablösung im deutschen Basketball darstellte. Am 6. April hat Bamberg das letzte Spiel in der Euroleague, in der das Team die Playoffs verpassen wird. Danach kann sich die Mannschaft ganz auf die Bundesliga konzentrieren, so wie es die Gegner seit Wochen tun. Die Ulmer beispielsweise waren im Eurocup in der zweiten Gruppenphase gescheitert. Derzeit verletzte Stützen der Bamberger wie Janis Strelnieks und Elias Harris kehren auch wieder zurück, der Titelverteidiger wird dann ein anderes Gesicht zeigen.

Dennoch sind die Ulmer Basketballer nun auch über die Branchengrenzen hinaus ein Begriff. Das, was die EWE Baskets Oldenburg jahrelang versuchten, nämlich die Gruppe der „großen B“ (Bamberg, Berlin, FC Bayern) aufzubrechen, haben nun die Ulmer geschafft. Schätzungen zufolge dürfte der Etat zwischen sechs und sieben Millionen Euro liegen. Damit rangieren die Ulmer in der entsprechenden Liste hinter Bamberg (18 Millionen Euro), Bayern München (15 Millionen Euro) und Berlin (8 Millionen/alle Zahlen geschätzt), die sie in der normalen Tabelle aber nun hinter sich gelassen haben.

Die Hauptrunden-Meisterschaft ist dem Team kaum noch zu nehmen. Gegner des Primus ist in der ersten Playoff-Runde (ab Samstag, 6. Mai) der Tabellenachte. Diesen Rang belegen derzeit die Oldenburger.

Hauke Richters
Hauke Richters Sportredaktion (Leitung)