Berlin - Mit der Harley durch Südafrika. Eine Reise für Fans schwerer Motorräder. In einer kleinen Gruppe können sie das Land am Kap der guten Hoffnung ganz individuell erkunden. Das Besondere an dieser Tour: Alle Teilnehmer sind weiblich. Organisiert wird die Reise von Vivamundo Reisen Women – der Veranstalter hat sich auf Frauenreisen spezialisiert.

Das Ganze kam so: Reisefachfrau Michaela Schiffer hat sich vor sechs Jahren selbstständig gemacht. „Schon recht bald kamen immer mehr Kundinnen, die nach speziellen Reisen für Frauen fragten“, sagt sie. Also passte sie ihr Angebot an. „Am Anfang haben wir noch einen großen Fokus auf Soziales auf den Reisen gelegt“, erinnert sie sich. So gab es beispielsweise Reisen nach Indien – mit einem Besuch im SOS-Kinderdorf. „Doch es stellte sich heraus: Viele wollen das gar nicht“, sagt Schiffer.

Denn viele Frauen sehnen sich nach genau denselben Reisen wie andere Urlauber auch – Sehenswürdigkeiten bewundern und faul am Strand liegen. Mit einem Unterschied: Sie wollen nicht in gemischten Gruppen reisen. „Alleinreisende Frauen fühlen sich oft wie das fünfte Rad am Wagen, wenn um sie herum lauter Paare sind“, sagt Schiffer.

Auch Eva Veith kennt das. Die Gründerin von „Frauen unterwegs“ organisiert seit mehr als 30 Jahren Frauenreisen. „Als wir anfingen, waren wir Exoten“, sagt Veith. Das Müttergenesungswerk gebe es doch schon, erinnert sie sich an einen markigen Spruch eines Kritikers Anfang der 1980er Jahre. Dabei verreisen längst nicht nur Singles, geschiedene oder verwitwete Frauen allein. Mitunter kämen auch Männer, die eine Reise für ihre Frau buchen – weil sie keine Zeit haben oder kein Interesse an dem Reiseziel, das ihre Frau schon seit Jahren sehen will, erzählt sie.

Die Motive der Frauen, so zu verreisen, sind unterschiedlich. „Manche Frau will nicht ganz allein reisen“, sagt Veith. Andere trauen sich nicht, allein exotische Länder zu besuchen. „Vielen sagt aber auch einfach unser Ansatz zu, Städte, Regionen und Länder aus Frauenperspektive zu entdecken“, sagt sie.

Die Dynamik in einer Frauengruppe sei oft anders als in mancher gemischten Gruppe. Bei den Sport- oder Aktivreisen ist in der Regel auch die Leitung weiblich. So geht es weniger darum, möglichst schnell, hoch oder weit zu kommen. Die Frauen wollen Aktivitäten ohne Konkurrenzdruck. Bei den Reisen geht es aber nicht nur soft zu: So steht etwa ein Bootcamp im Hunsrück zur Auswahl. „Da ist man mit all seinen Sachen unterwegs und schläft draußen im Zelt“, erzählt Veith.

Die Teilnehmerzahl der Gruppen ist meist übersichtlich. „So fahren wir nicht mit einem riesigen Reisebus vor und können an Orte kommen, die die anderen gar nicht anfahren können“, sagt Schiffer. Meist seien Frauen auch offener für Angebote, bei denen Männer nur müde lächeln – etwa Yoga, meditatives Wandern oder Zumba. Und mit Gleichgesinnten komme man leichter ins Gespräch, sagt Schiffer.