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Serie „Emder erzählen“ Die Schöpfungsgeschichte aus dem All betrachtet

Beim Studium der Apollo-Missionen: Stephan-Gerhard Koziolek. Vor ihm liegen wenige Millimeter große Transistoren.

Beim Studium der Apollo-Missionen: Stephan-Gerhard Koziolek. Vor ihm liegen wenige Millimeter große Transistoren.

privat

Emden - Es ist nunmehr 50 Jahre her, als die letzte Mondlandung mit Apollo 17 stattfand. Die gesamte Apollo-Mission endete mit der Rückkehr vom Mond am 19. Dezember 1972. Erstmals war ein Wissenschaftler, der Geologe Harrison Hagen Schmitt, mit auf dem Mond. Ohne die Erfindung des Transistors wäre es nicht möglich gewesen, dass mit Apollo 11 der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hätte. Dieser besondere Tag war am 20. Juli 1969, als die ganze Welt diese Sensation an den Fernsehern verfolgte.

Nach der Apollo-15-Mission wurde 1971 eine Gesteinsprobe vom Mond der Naturforschende Gesellschaft in Emden (NFG) überlassen. Auch lasen Astronauten die „Genesis“ in Anlehnung an die Textstelle der Schöpfungsgeschichte im 1. Buch Mose, denn mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen erhoffte man, mehr über die Entstehung des Mondes zu erfahren. Meine Geburt am 21. Dezember 1968 war am selben Tag wie der Start der Apollo 8. So ist es für mich heute ein schöner Gedanke, dass am dritten Tag, am Heiligabend, die Besatzung während der Umkreisung um den Mond aus dem Buch Genesis, die Schöpfungserzählung, vorlas.

Stephan-Gerhard Koziolek ist 1968 in Emden geboren.

Er ist gelernter Elektrotechniker und hat an der Fachhochschule in Emden im Fachbereich Naturwissenschaftliche Technik studiert.

Seit 2010 ist Koziolek Direktor der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden von 1814 (NFG). Er leitet die NFG-Arbeitsgruppe Physik.

Besonderer Erfindung zu verdanken

Dass es überhaupt möglich war, eine Rakete wie die Saturn V von der Erde zu einer präzise ausgewählten Landestelle auf dem Mond zu navigieren, ist einer ganz besonderen Erfindung zu verdanken. Nämlich einem Transistor, der am 23. Dezember 1947 vor genau 75 Jahren von John Bardeen, William Shockley und Walter Brattain in den Bell-Laboratories erstmals funktionierend vorgestellt wurde. Zirka zehn Jahre später erfanden Jack Kilby 1958 und Robert Noyce 1959 unabhängig voneinander den Integrierten Schaltkreis IC. Damit konnte man sehr viele Schaltvorgänge auf kleinsten Raum möglich machen. Die schnelle Weiterentwicklung dieser Schaltkreise ist im besonderen Maße dem NASA-Raumfahrtprogramm zu verdanken. Hier kamen sie erstmalig zum Einsatz. Ebenfalls wurden Speicherchips geschaffen. Der ROM-Fädelspeicherchip ist raumfahrt-tauglich, stabil und vergleichsweise schnell als Festwertspeicher. Kaum einer weiß, dass dieser Chip damals von Textilarbeiterinnen „genäht“ und angefertigt wurde: der Fädelspeicher (Core Rope Memory), ist platzsparend und relativ schnell auslesbar, aber eine recht filigrane und mühsame Arbeit seiner Herstellung.

Hier lag der Stein noch in einem Schaukasten in den Räumen der NFG: ein etwa sieben Zentimeter langer Brocken, der angeblich vom Mond stammt (links unten). Bild: privat

Hier lag der Stein noch in einem Schaukasten in den Räumen der NFG: ein etwa sieben Zentimeter langer Brocken, der angeblich vom Mond stammt (links unten). Bild: privat

Ohne einen Bordcomputer mit diesen Bauteilen bestückt, sowohl im Kommandomodul als auch in der Landefähre der Saturn-V-Rakete, wäre es nicht möglich gewesen, das Ziel der Landestelle zu treffen. Das sogenannte Kalman-Filter ist das Programm des Computers für die Auswertung der Navigation, um das Ziel genau zu treffen. Dies berichtete der Emder Prof. e.h. Dr. rer. pol. Dipl.-Math. Georg Göricke, ehemals Leiter der Kommunikationsabteilung im Emder Volkswagenwerk, zu der Doktorvortragsreihe 2014 in der NFG. Dr. Göricke schrieb seine Doktorarbeit als Mathematiker über die Anwendung des Kalman-Filters in der Makroökonomik beim Absatzmarkt, zum Beispiel in der Automobilindustrie.

Ohne Mondmissionen wohl keine Smartphones

Diese und viele Anwendungen mehr zeigen, wie die großen Ingenieursleistungen besonders beim NASA-Raumfahrtprogramm in all ihren Facetten auch besondere Befruchtung in der zivilen Anwendung erfuhren. Ohne den großen Mut und Ehrgeiz des vom damaligen Präsidenten J. F. Kennedy 1962 ausgesprochenen Ziels, auf dem Mond landen zu wollen, gäbe es heute wohl keine Smartphones, Flachbildschirme oder ähnliche elektronische Geräte, die man damals sonst nur aus Science-Fiction-Filmen kannte.

Erzähler gesucht

Wir fragen wieder: Wer erinnert sich an Begebenheiten von früher? Melden Sie sich bei uns. Unsere Mitarbeiterin Iris Hellmich, die diese Serie betreut, ist unter 04921/8900401 oder per E-Mail an IrisHellmich@gmx.de zu erreichen.

Gestein liegt jetzt im Banktresor

Wenn das Gestein tatsächlich vom Mond stammt, das jetzt in einem Banktresor liegt und zuvor in Emden in der Johannes-a-Lasco-Bibliothek gezeigt wurde, wäre es eine Sensation für die Stadt. Doch wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es vom Mond stammt, denn dafür wären analytische Maßnahmen erforderlich, die teuer sind. Der weltbekannte Wissenschaftler Prof. Dr. Helmut Lieth war Mitglied bei der NFG und 1969 angestellt an der University of North Carolina/USA, wo auch Astronauten ausgebildet wurden. Er könnte dafür gesorgt haben, dass eine Probe nach Emden geliefert wurde. Vor gut drei Jahren wurde in einer Sendung von Radio ffn gesagt, dass die NFG eine der ältesten ihrer Art überhaupt sei, die man auch bei der NASA kenne. Die US-Raumfahrtbehörde habe deshalb den Kollegen in Emden das Mondgestein zukommen lassen. Dem Stein wurde damals ein Schreiben beigefügt: „Gesteinsbrocken vom Mond. Ein Geschenk von einem Mitglied, über NASA/USA.“

Mit der Crew der „Madison Friendship“ 1959: Leichtmatrose Peter Krämer (stehend links).

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