Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Lebensweg Entwicklungshilfe mit Spielen

Heidi Scharvogel

Aurich/Gütersloh - Mit Spielen Entwicklungshilfe leisten, das ist Uwe Rosenbergs neuestes Projekt. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet der gebürtige Auricher Spieleerfinder mit der Regierung Ghanas zusammen.

Bei seinen Recherchen über das Land hat er Erstaunliches herausgefunden: „Man ahnt nicht, wie wichtig Flughunde in Afrika sind. Sie säen 96 Prozent aller Bäume. Flughunde fressen Früchte. Das machen manche Vögel auch, aber Flughunde behalten die Samen länger in ihrem Verdauungstrakt und transportieren sie so bis zu 60 Kilometer weit. Weiter als jedes andere Tier.“

Dieses Wissen um die Bedeutung der Flughunde hat Jens Rosenberg in das Brettspiel „Atiwa“ einfließen lassen. Und die Regierung von Ghana hat eine Aufklärungskampagne gestartet, denn „den Menschen dort sind Flughunde eigentlich verhasst. Sie nutzen die Tiere als Proteinquelle und essen sie. Das ist nicht ungefährlich, da Flughunde Krankheiten übertragen können.“

Aktuelle Themen spielen

Auch zu anderen brennenden Themen entwickelt der 52-Jährige Spiele, etwa zum Treibhausgasausstoß von Städten: „Die Regeln für ein Spiel habe ich gerade aufgeschrieben, zwei weitere folgen in den nächsten Wochen. Dann kommt der Treibhausgasbilanzierer aus Kanada, der mich gefragt hat, ob ich Spiele zu dem Thema entwickeln könne. Er berät Städte, wie sie Treibhausgase einsparen können, auch Gütersloh.“ Dort wohnt Rosenberg mit seiner Familie.

Wie wird man eigentlich Spieleerfinder? Uwe Rosenberg muss es wissen, schließlich ist er einer der erfolgreichsten hierzulande: „Indem man gern spielt und irgendwann anfängt sich Spiele auszudenken, vielleicht, weil man einmal ein selbst entworfenes Spiel in Händen halten will.“

„Mir hat mein Großvater Schach beigebracht als ich vier oder fünf Jahre alt war. Mit zehn, elf Jahren habe ich ständig mit den Nachbarskindern Schach oder Skat gespielt. In den Ferien habe ich es so organisiert, dass ich jeden Tag zum Spielen verabredet war. Als Jugendlicher in Aurich habe ich angefangen rumzuprobieren. Ich habe nur Mist erfunden.“

Leidenschaftlich studiert

Nach dem Abi ging’s nach Dortmund. Dort hat der Spielbegeisterte „leidenschaftlich Statistik studiert und auch Nachhilfe gegeben.“ In dem Bereich arbeiten wollte er aber nie. Also versuchte er sich als Spieleerfinder mit dem Hintergedanken: „Statistiker werden kann ich immer noch.“ Er richtete sich so ein, dass er von wenig Geld leben konnte und probierte weitere sieben Jahre. „Meine herausragende Fähigkeit ist es, Spiele wegschmeißen zu können, die nicht funktionieren“, erzählt er lachend.

In den 1990er Jahren lernte Uwe Rosenberg auch seine Frau kennen. Sie stellten fest: „Du willst auch vier Kinder?!“ „Aber ich hab ja kein Geld verdient. Also keine Kinder. Dann hat’s mit dem Geld geklappt.“ Und inzwischen haben sie auch vier Kinder.

Der Erfolg kam 2005 mit „Agricola“, in dem sich die Spieler aus dem Nichts etwas aufbauen. Es basiert auf der Armut, die im 19. Jahrhundert in Ostfriesland herrschte. „Ich war bestürzt und irgendwie auch fasziniert von den erbärmlichen Hütten, die ich im Museum in Moordorf gesehen habe. Auch wenn Freunde meiner Eltern von ihren einfachsten Behausungen nach dem 2. Weltkrieg erzählen, berührt mich das bis heute.“

Traum vom Lehrbuch

Neben diesen thematischen Spielen entwickelt Uwe Rosenberg auch gern Legespiele, wie Carcassonne: „Ich lege ein Plättchen ab und es passiert etwas in dem Spiel. Ich variiere hier und da und habe ziemlich genau im Kopf, wie das Spiel dann läuft. Mein Traum ist es, ein Lehrbuch übers Spieleerfinden, über meine Methode zu schreiben. Dabei plädiere ich dafür, dass man jedem Erfinder seine Schule lässt, wie in der Philosophie. Es geht dabei nicht um wahr oder falsch.“

Damit betritt Rosenberg Neuland, denn die Wissenschaft vom Spieleerfinden gibt es noch nicht. Auch Autorenspiele sind noch relativ neu. „In den letzten 20 Jahren sind immer wieder Spielmechanismen aufgekommen, die funktionieren, mit denen ich nie gerechnet hätte. Und in den nächsten 20 Jahren wird das wahrscheinlich wieder der Fall sein. Das ist faszinierend und es beschäftigen sich nur wenige damit. Es ist ein spannendes Gefühl, wenn man bei etwas Neuem von Anfang an dabei ist.“

Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion
Teamkreis nach dem Sieg in Eimsbüttel: Trainer Björn Lindemann (Mitte) schwört seine Jeddeloher Spieler ein.

SSV JEDDELOH BLEIBT – VIELLEICHT – REGIONALLIGIST Was der perfekte letzte Spieltag für den SSV Jeddeloh für Folgen hat

Lars Blancke Lars Puchler
Hamburg
Kommentar
Treibt seine Spieler an: Fuat Kilic redet mit Linus Schäfer (links) und Patrick Möschl

DURCHWACHSENE SAISON, GUTE AUSSICHTEN Schmaler Grat zwischen Titelattacke und Weitsicht beim VfB Oldenburg

Lars Blancke
Dank zum Abschluss an die Fans: Die VfB-Spieler klatschen in Lohne mit den zahlreichen Anhängern ab.

VFB OLDENBURG ÜBERZEUGT IN LOHNE Am Saisonende geht Trainer Fuat Kilic nochmal das Herz auf

Lars Blancke Wolfgang Wittig
Lohne
Ein 32-jähriger Wilhelmshavener war stark betrunken mit dem Auto auf der A 29 unterwegs und wurde am Ende von der Polizei aufgegriffen. Die sucht jetzt Zeugen für mögliche Unfälle des Fahrers.

BETRUNKEN AM STEUER Stark betrunken andere Verkehrsteilnehmer auf Autobahn 29 gefährdet

Wilhelmshaven
Ausgelassene Stimmung herrschte am Sonntag bei der „Oldenbora“ im  Beachclub Nethen.

11.000 GÄSTE FEIERN AUSGELASSEN Karibik-Stimmung bei der „Oldenbora“ im Beachclub Nethen

Nethen