Wilhelmshaven - Schon vor seinem offiziellen Amtsantritt ist Kunsthallen-Leiter Jürgen Fitschen aktiv geworden: Als Ausstellungsmacher hat er die Auswahl für die neue Schau der Nominierten getroffen. Auf der Grundlage eines Kooperationsvertrages zwischen den Kunstfreunden Wilhelmshaven und der Wilhelmshavener Touristik und Freizeit GmbH scheint der Bestand der Kunsthalle gesichert zu sein. Die Diskussion um ihren Erhalt und ihre Funktion stehe aber noch ganz am Anfang, betonte Fitschen.

Die Ausstellung der Nominierten des 16. Nordwestkunstwettbewerbs um den Kunstpreis der Kunstfreunde, zu dem etwa 350 Arbeiten eingereicht wurden, überrascht mit vielen Installationen. Die wohl witzigste wurde von Shige Fujishoro eingerichtet, der einen Schimpansen fragen lässt: „Where is my paradise?“ Er sitzt neben seinem Käfig inmitten zahlreicher Alltagsobjekte und Spielzeug, von denen Menschen annehmen, dass sie zu seinem Paradies gehören.

Im Kontrast dazu steht ein realer Heuhaufen, mit Muh-Tönen versehen, von Uwe Schloen. Der bäuerliche Alltag wirkt fremd in einer Kunsthalle. Anders die in den Raum verlegten Regenrohre von Heiko Wommelsdorf. Die hohlen Röhren lassen einzelne Tropfen laut klatschen. Eine andere freundlich klingende Installation hat Nanja Heid aus 77 Backsteinen entwickelt. Über sie pendelt ein motorisch bewegtes Ast­stück. Das Schleifen über die Backsteine ergibt vielfältige Töne, die variieren, weil der Ast unterschiedlich heftig gegen die Steine prallt.

Mit Licht spielt Ronny Lischinski. Er hat eingeschaltete Tischlampen, die für ein Großraum-Büro ausreichten, auf einem Tisch aneinandergeheftet und ihnen dadurch die Lichtkraft genommen, so dass ein wirres schwarzes Gestänge zu sehen ist – „Passage Error“ genannt.

Auch in der Malerei stehen Gegensätze nebeneinander: einerseits die monochromen olivgrauen und braunen Wandbilder von Daniel Behrendt, bei denen der Prozess des Machens an die Stelle inhaltlicher Darstellungen getreten ist; andererseits ein an Fleisch reiches Vielfigurenbild aus der Tradition des Kritischen Realismus, mit dem Lydia Balke behauptet, der Kalte Krieg sei noch nicht vorüber.

Heiter sind die kleinen ornamentalen Bildmotive von Marion Tischler, die mit Beize und Lack auf Frühstücksbrettchen gemalt wurden. Auffallend viele Künstler haben sich zwar farbige Bilder vorgestellt, die Inhalte aber mit Textilien oder Fäden hergerichtet. Da auch in den Fotoserien verschiedene Aspekte sozialer und formaler Art angedeutet werden und die Skulptur nicht fehlt, kann sich diese Werkschau sehen lassen.