Wolfsburg/Hamburg - Irgendwie ist Valerien Ismael sentimental gestimmt und trotzdem müssen seine Spieler und er im Kampf um den Klassenerhalt fester zupacken denn je. Denn das Bundesliga-Freitagsduell (20.30 Uhr/Sky) zwischen den einstigen Champions-League-Teilnehmern VfL Wolfsburg und Werder Bremen ist Abstiegskampf pur. Und der ohnehin kipplige Trainerstuhl des Franzosen bei den Niedersachsen könnte nach einer Heimniederlage noch mehr ins Wackeln geraten - wieder einmal.

Gerade einmal 13 Jahre ist es her, als Ismael bei den Hanseaten das fand, was sich wohl jeder Profi wünscht. „Ich habe mich mit der Mannschaft gut verstanden, wir haben super Fußball gespielt, das Stadion war voll, wir waren erfolgreich und haben Titel geholt. Werder war mein Karriere-Höhepunkt“, erinnert sich der mittlerweile 41-Jährige auch und gerade vor dem Nordderby gern.

Zusammen mit Werders Sportdirektor Frank Baumann holte der einstige Innenverteidiger 2004 das Double, ein grün-weißer Erfolgsrausch prägte die Stimmung an der Weser: „Diese Liebe, die ich zurückbekommen habe, ist etwas, was ich nie vergessen werde.“ Dagegen ist der aktuelle Situation am Mittellandkanal trist und ungemütlich.

Und deshalb muss Ismael seine romantischen Erinnerungen für 90 Minuten auf Eis legen und alles daransetzen, den Vorsprung von drei Punkten auf seinen Ex-Club mindestens zu behaupten, am besten aber auf sechs Zähler zu erhöhen. „Nach dem Spiel können wir uns gerne wieder austauschen“, sagt der gebürtige Elsässer.

Sollte Ismael seine Position durch einen Sieg festigen können, würde die Luft für seinen Bremer Trainerkollegen Alexander Nouri bereits wieder dünner. Wie in Wolfsburg zögert man auch in der Hansestadt mit einer Vertragsverlängerung des aktuellen Übungsleiters. Die Option eines weiteren Trainerwechsels nach dem Übergang von Viktor Skripnik auf Nouri im September vergangenen Jahres ist somit nicht vom Tisch.

Vielleicht eine Spur zu bemüht, wischt der Coach die Spekulationen um seinen Arbeitsplatz zur Seite: „Es geht nicht um mich, es geht um Werder Bremen.“ Nouri konzentriert sich lieber ganz auf den Gegner, „denn die Wolfsburger stehen weit unter Wert in der Tabelle da.“

Ganz ähnlich sieht es wohl auch Max Kruse, der nach einer verkorksten Saison beim VfL nun für den SV Werder seine Tore schießt. Doch der Stürmer mag auf die schwierigen Monate bei den Niedersachsen - eigene Eskapaden eingeschlossen - nicht mehr zurückblicken, der 28-Jährige schaut verständlicherweise lieber nach vorn.

„Ein Spiel gegen den ehemaligen Verein ist immer etwas Besonderes. Ein Tor ist ein schönes Gefühl, wenn wir am Ende gewinnen, ist es ein besonders schönes Gefühl“, sagte der Ex-Nationalspieler. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Wolfsburg: Benaglio - Bruma, Luiz Gustavo, Rodriguez - Guilavogui - Blaszczykowski, Arnold, Didavi, Gerhardt - Malli - Gomez. - Trainer: Ismael

Bremen: Wiedwald - Gebre Selassie, Sane, Moisander, Bauer - Maximilian Eggestein, Veljkovic - Bartels, Junuzovic - Kruse, Gnabry. - Trainer: Nouri