Oldenburg - Auf den ersten Blick sieht es aus, wie ein ganz gewöhnliches Auto. Mit Lenkrad, Bedienelementen für Heizung, Klima und Multimedia sowie Gas- und Bremspedal. Erst beim Betätigen des Startknopfs hört man den Unterschied – nämlich nichts beziehungsweise fast nichts.

Der Hyundai ix35 Fuel Cell meldet sich mit einem leisen Surren zum Dienst. Beim Rückwärtsfahren piept der Wagen wie ein rangierender Lkw – als Warnung für Fußgänger oder Radfahrer.

Der ix35 Fuel Cell ist das erste in Niedersachsen verkaufte wasserstoffbetriebene Fahrzeug. Eigentümer ist das Energieforschungszentrum Next Energy, das den Wagen für Dienst- und Testfahrten sowie für Forschungszwecke nutzen möchte. „Der Wagen soll Impulsgeber für den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur sein“, erklärt Dr. Alexander Dyck, Bereichsleiter Brennstoffzellen bei Next Energy. Denn bundesweit gibt es zurzeit erst 28 Tankstellen, die nächste ist rund 60 Kilometer weit entfernt in Bremen zu finden, wo der ix35 Fuel Cell zurzeit noch aufgetankt wird. Ziel sei es, bis 2023 rund 400 Wasserstofftankstellen bundesweit zu haben – davon möglichst bald auch eine in Oldenburg.

Lade ...

Im Wesentlichen werde zurzeit noch mit umgewandeltem Erdgas gefahren, erklärt Dyck. Ziel sei es aber, nur noch Energiequellen wie Sonne oder Wind zur Gewinnung zu nutzen, sagt Dr. Carsten Agert, Institutsleiter von Next Energy. Vorteile der Brennstoffzelle seien der fast geräuschlose und emissionsfreie Betrieb, bei Bedarf könnten Soundgeneratoren andere Verkehrsteilnehmer vor herannahenden Fahrzeugen warnen.

Der ix35 Fuel Cell ist bereits serienreif. „Weil aber die Nachfrage fehlt, werden die Fahrzeuge derzeit individuell ab Werk geliefert“, sagt Marcus Bartels vom Oldenburger Autohaus Gerdes. Auch preislich liegt der wasserstoffbetriebene Hyundai noch deutlich über den Modellen mit Verbrennungsmotor. Das Fahrzeug hat einen Listenpreis von circa 66.000 Euro, ein vergleichbarer Verbrenner kostet rund 35.000 Euro. Sobald die Nachfrage steige, werde der Preis solcher Autos sinken, meinen Experten.

Außerdem müsse sich alle fünf Jahre ein Prüfer den Wasserstofftank ansehen. Wer das beachte, kann getrost aufs Gaspedal treten und den direkten Vortrieb genießen.


DAS COCKPIT

Der Innenraum des Hyundai ix35 Fuel Cell unterscheidet sich bis auf Details nicht von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Das Lenkrad ist mit allen wichtigen Bedienelementen ausgestattet. Statt eines Drehzahlmessers gibt es allerdings eine Leistungsanzeige, da der Elektromotor nur die Zustände An und Aus kennt, also entweder keine oder sofort die volle Leistung bringt. Die Mittelkonsole sieht aus wie bei einem Verbrenner mit Automatikgetriebe und lässt sich ebenso bedienen.

DER „MOTORRAUM“

Öffnet man die Motorhaube, fällt der Blick direkt auf den Brennstoffzellenblock in der Mitte, wo sich bei Verbrennern der Motor befindet. Rechts daneben sind der Luftfilter und der Luftmassenmesser.

Der Drehstromelektromotor befindet sich mittig an der Vorderachse, der ix35 Fuel Cell fährt also mit Frontantrieb. Möchte man rückwärts fahren, wird die Polung umgekehrt.

DER KOFFERRAUM

Der Wasserstofftank verbirgt sich im Kofferraum des Hyundai ix35 Fuel Cell und fasst 5,6 Kilogramm. Damit soll – je nach Fahrweise – eine Reichweite von bis zu 594 Kilometern möglich sein.

Das Betanken dauert etwa drei Minuten, ein Kilogramm Wasserstoff kostet rund neun Euro und reicht für circa 100 Kilometer. Vergleichbar sind die Preise zurzeit mit denen von Dieselkraftstoff.

DER ANTRIEB

Aus dem Energieträger Wasserstoff wird Strom für den Elek­tromotor generiert, der das 100 kW (136 PS) starke Fahrzeug antreibt. Die Reaktion verläuft geräuschlos und findet bei 80 Grad Celsius statt. Durch die entstehende Wärme lässt sich wiederum der Innenraum beheizen. Nimmt man den Fuß vom Gas, wird die Energierückgewinnung aktiviert, ein Akku unter dem Fahrzeug nimmt die Energie auf. Überwachen kann das der Fahrer mithilfe einer Anzeige in der Mittelkonsole des Wagens.

Sabrina Wendt
Sabrina Wendt Thementeam Wirtschaft