Düsseldorf - „Das wäre für alle Lehrer ein Super-Gau geworden“, sagt die Vorsitzende des Verbandes Lehrer NRW, Brigitte Balbach. „Was glauben sie, was nächste Woche in den Schulen los gewesen wäre?“ Musiklehrer Philip Parusel (50) und seine Lehrerkollegen können aufatmen. Wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung hatte der Pädagoge lange auf der Anklagebank ausharren müssen. Doch am Freitag spricht ihn das Düsseldorfer Landgericht in der Berufungsverhandlung frei.

Eine Unterrichtsstunde über den „Teufelsgeiger“ Paganini brachte Parusel juristisch in Teufels Küche. Die Klasse 6 b war laut und sollte deswegen den Wikipedia-Eintrag über Paganini abschreiben. Am Ende der Stunde wollte Parusel die Abschriften einzeln kontrollieren, setzte sich dazu in die Tür, schob einen Drängler zurück, der später über Schmerzen nach einem Stoß in die Magengrube klagt.

Da wählte ein Schüler per Handy den Polizei-Notruf. In der Klasse drehe ein Lehrer durch – Schüler würden geschlagen und gegen ihren Willen festgehalten. Die Polizei tauchte auf, der Schulleiter eilte herbei. Parusel saß noch in der Tür, die Gitarre quer auf dem Schoß, eine Handvoll Schüler war noch im Raum.

Der Schüler, der ihn angezeigt habe, sei ihm schon in der ersten Stunde aufgefallen, in der er jene Realschulklasse in Kaarst unterrichtet habe, verrät Parusel.

„Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Schüler hat einen Stein ins Rollen gebracht, der mich auf diese Anklagebank geschleudert hat“, sagt Parusel. Und es kommt für ihn noch dicker: In erster Instanz wird er vom Amtsgericht Neuss sogar wegen Freiheitsberaubung schuldig gesprochen und verurteilt, auch wenn es statt Strafe nur eine Verwarnung gibt.