Minden - Tränen auf beiden Seiten: Die Angeklagte wirkte bereits zum Prozessauftakt gebrochen. Die Eltern des toten Luca saßen der 38-Jährigen im Gerichtssaal zum ersten Mal seit Juni 2015 gegenüber. Sie hatten der Erzieherin ihr Kind vor Jahren per Betreuungsvertrag überlassen. Man kannte sich, war gemeinsam in der Grundschule. Das Vertrauen war groß – bis Luca starb.

„Ich denke jeden Tag an Luca. Er ist nicht mehr da. Es ist, als wenn mir jemand das Herz zusammenpresst“, sagte der Vater des kleinen Jungen als Nebenkläger im Amtsgericht Minden. „Wir waren davon ausgegangen, dass die Tagesmütter Luca nicht aus den Augen lassen, wenn wir ihn abgeben“, sagte er weiter.

Doch genau das passierte der Angeklagten: Luca geriet aus ihrem Blick, als sie sich um andere Kinder kümmerte. Der 16 Monate alte Junge ertrank in einem mit etwas Wasser gefüllten Kübel. Das Amtsgericht Minden verurteilte die Kita-Leiterin am Freitag zu einer Bewährungsstrafe. Mit sechs Monaten Haft blieb es im unteren Strafmaß bei fahrlässiger Tötung. Die Stadt hatte nach dem Vorfall ihre Einrichtung geschlossen.