Grabstede/Westerstede - Wir schreiben das Jahr 1517: Luther nagelt seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, und die Reformation nimmt ihren Lauf. Auch im Oldenburger Land sind die Auswirkungen deutlich zu spüren.

Im Jubiläumsjahr hat sich die Freilichttheatergemeinschaft Westerstede des Themas angenommen und Alf Hauken beauftragt, aus dem geschichtlichen Stoff ein Theaterstück zu entwickeln, das im Sommer vor der historischen Kulisse der St.-Petri-Kirche auf dem Alten Markt gezeigt werden soll.

„Ich habe erst gedacht, das ist langweilig. Hier war doch nichts. Aber Geschichte fand ich schon immer interessant und habe nachgeforscht“, erzählt der 49-Jährige, der mit seiner Frau und den vier Kindern in Grabstede lebt und seit jeher enge Verbindungen zur nahe gelegenen Ammerländer Kreisstadt hat. So stand er auch schon bei etlichen Inszenierungen der Freilichttheatergemeinschaft auf der Bühne und war im Vorstand aktiv. Das sehr erfolgreiche Heimatstück „Der schwarze Graf“ stammt ebenfalls aus seiner Feder.

Für die aktuelle Inszenierung schaute er sich im Archiv um, führte Gespräche und stöberte in Chroniken. Auch wenn am Ende die Quellen nicht ganz so üppig waren wie erhofft, fanden sich doch einige Fakten aus der Kirchengeschichte, die seine Fantasie beflügelten. „Ein Westersteder Pfarrer ist ermordet worden. Das hatte zwar nichts mit der Reformation zu tun, aber über ein so besonderes Ereignis wurde natürlich berichtet“, nennt der Autor ein Beispiel. Außerdem las er von einem Oldenburger Pfarrer, der Kirchenlieder auf Plattdeutsch singen ließ statt auf Lateinisch und deshalb auf Geheiß von Gräfin Anna zwangsversetzt wurde. Aus vielen solchen Informationen und einer gehörigen Portion Fantasie entwickelte er die Handlung. „Ich habe mir immer vorgestellt: Wie könnte es gewesen sein?“, erzählt er. Damit alles trotzdem Hand und Fuß hat, arbeitet er eng mit Kirchenvertretern zusammen, die am Ende noch einmal einen Blick auf das fertige Manuskript werfen.

Vor zehn Jahren begann Alf Hauken mit dem Schreiben von Sketchen für die Neuenburger Sketchgruppe, der er selbst angehörte. Dann wagte er sich an Theaterstücke. „Beim Schreiben habe ich ein Bild vor Augen, manchmal stelle ich mir das Gesicht eines Spielers vor und bin dann überrascht, wenn die Rolle ganz anders besetzt wird“, sagt er und lacht.

Die besten Ideen kommen dem Landwirt bei der Arbeit: „Wenn ich beim Melken im Stall bin, dann arbeitet es im Kopf weiter.“ So liegen überall Zettel bereit für Notizen. Selbst wenn die Handlung grob fertig ist, arbeitet er neue Einfälle ein. „Die Figuren leben im Kopf, manchmal schreibe ich Kapitel um oder sogar das Ende.“ Für den Autor stand aber unverrückbar fest: Das Westersteder Stück sollte trotz des ernsten Hintergrunds nicht zu schwere Kost sein, die Zuschauer sollen lachen und sich über ein Happy End freuen.

Von der neuen Inszenierung, die den vielsagenden Namen „Hammerschläge in Westerstede“ trägt, verspricht sich Hauken viele Zuschauer. „Ein heimatkundliches Stück ist ganz auf Westerstede zugeschrieben. So etwas kann man nicht woanders sehen – nur hier.“

Kerstin Schumann
Kerstin Schumann Redaktion Westerstede